Haushaltsrede 2015

Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Kämmerer,
liebe Ratskolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren.

Rekordsteuereinnahmen, Schuldenbremse, Generationengerechtigkeit,
Nachhaltigkeit, Ökologisch und sozial …
Das alles sind Begriffe die in Schlagzeilen stehen wenn es um Haushalte im
Bund und Land geht. Zumindest die Schuldenbremse hat es auch in die
Lokalpresse geschafft.
Doch vieles findet man dennoch im Haushalt der Stadt Willich wieder.

Rekordsteuereinnahmen:
Der Haushalt 2015 weist auf der Einnahmeseite Steigerungen auf, wie seit
der Finanzkrise 2008/09 nicht mehr. Dennoch reicht es nicht. 1,575 Mio. €
mehr Einkommensteuer, 1,27 Mio. € mehr Gewerbesteuer reichen nicht aus um
die steigenden Ausgaben zu decken. Auch die Grundsteuern müssen erhöht
werden. Insgesamt werden so knapp 5,3 Mio. € mehr an Steuereinnahmen
erwartet.
Doch wohin geht das ganze Geld. Kollege Bäumges hat vor einigen Tagen die
Solidarumlage in einer Presseerklärung ausgemacht: Damit sind rund 400.000
€ (Erhöhung von 450t€ auf 850t€) erklärt. Aber die größeren Posten sind
andere.
1.      Kreisumlage: Da ist zum Ersten die Kreisumlage zu nennen, die um 3,35
Mio. steigt und damit über 63 % der Einnahmesteigerung verschlingt. Doch
damit nicht genug: Im Kreis gibt es Überlegungen die Kreisumlage zu
erhöhen, was zu einer Mehrbelastung von bis zu 1,1 Mio. führen könnte. Das
alleine wären dann 250 Punkte Grundsteuer B. Und Wofür? Wo im Detail
gespart wird ist Aufgabe des Kreistages. Aber als Mitglied des Stadtrats
Willich ist es schwer zu ertragen zu sehen, dass der Kreis 26,7 Mio.
Kreisumlage aus unserem Haushalt bekommt und dann zu lesen, das für 22
Mio. Abschreibungen auf RWE Aktienpakete Ende 2012 nötig waren: Das Paket
ist heute schon wieder 9 Mio. weniger wert. Liebe Kolleginnen und Kollegen
mit Doppelmandat beenden Sie die Verschwendung durch falsche
Industriebeteiligungen.
2.      Rekordinvestitionen: Es werden 6,1 Mio. zusätzliche Investitionskredite
benötigt, um einen Rekord bei den Investitionen zu finanzieren. 14,23 Mio.
und damit 5,1 Mio. mehr als der Wertverzehr. Ist das wirklich notwendig?
Wir glauben: NEIN! Auch wenn Investitionen zunächst nur geringe
Auswirkungen auf die Ergebnisrechnung haben, langfristig binden wir durch
zu hohe Investitionen die Steuereinnahmen der Zukunft. Ein blick in die
mittelfristige Finanzplanung zeigt: 2018 sind es bereits rund 871.000 €
mehr Abschreibung als 2015 oder anders gesagt: 45 Punkte Grundsteuer B.
Hier müssen wir Gegensteuern. Wir Grünen erwarten von allen Fraktionen,
dass bei der Haushaltsausführung die investiven Maßnahmen kritischer
begleitet werden. Daher auch der Antrag zur Streichung des Restausbaus des
Alleenradwegs. Es kann doch nicht sein, dass man über 500 € Zuschuss sich
in den Fachausschüssen den Kopf zerbricht, aber bei 100.000 € Investition
alles einfach durchwinkt. Hier besteht auch Jenseits der
Haushaltsberatungen Handlungsbedarf von uns Kommunalpolitiker.
3.      Personalausgaben: Nach vielen Jahren der Einsparungen im
Personalbereich steigen die Ausgaben diesmal deutlich. Auch hier muss man
genau hinschauen: Die sogenannte Kernverwaltung ist in den letzten Jahren
reduziert worden, während in der Kinder- und Jugendbetreuung insbesondere
durch Kitas und Offene Ganztagsschule eine große Nachfrage durch unsere
Bürgerinnen und Bürger befriedigt werden musste. Das ist gut und richtig
so. Aber es kostet auch Geld. Wir Grünen sind davon überzeugt, dass eine
gute Kinder- und Jugendbetreuung sichergestellt werden muss. Dazu gehört
für uns auch Streetwork, Herr Bürgermeister. Das dies nicht zum Nulltarif
zu haben ist sollte Jedem klar sein und wer hier gute Arbeit haben möchte
und muss auch bereit sein diese Ausgaben durch Steuern und Beiträgen zu
finanzieren.

Stichwort Generationengerechtigkeit:
2015 ist zudem der erste Haushalt in dem der Versuch einer stärkeren
Generationengerechtigkeit durch Ansparmodelle für die zukünftigen
Pensionen Rechnung getragen werden soll. Doch das hilft nur wenn der
Haushalt nicht nur in der Ergebnisrechnung sondern auch in der Einnahmen-
Ausgabenrechnung ohne Kredite positiv abschließt. Dieses Ziel haben wir
trotz Steuererhöhung in 2015 klar verfehlt und damit sind wir Grünen auch
nicht zufrieden. Hier hätten wir uns mehr vorstellen können. Von einer
Neuverschuldung 0 sind wir dieses Jahr soweit entfernt wie lange nicht
mehr.

Nachhaltigkeit und Ökologie:
Hier ist die Stadt auch mit dem Haushalt 2015 auf einem insgesamt guten
Weg. Als wir vor drei Jahren erstmals einen städtischen Zuschuss für
energetische Sanierungsmaßnahmen vorgeschlagen haben konnten wir nicht
ahnen, dass dies so erfolgreich ist, dass die aktuelle schwarz-rote
Bundesregierung diese Maßnahme übernehmen und durch Steuererleichterungen
ab 2016 fördern möchte. Daher schlagen wir in Abwandlung zu unserem
bisherigen Antrag vor die Mittel in 2015 und 2016 nur noch in 2015 für
Zuschussbescheide zu verwenden und diese Aufgabe dann an die
Bundesregierung weiterzureichen.
Zu Ökologie und Nachhaltigkeit gehört aber auch deren Berücksichtigung bei
der Stadtplanung. Das fängt an bei der Frage des Kanalbaus und der
Abwasserentsorgung geht über den Flächenverbrauch für weitere Wohn- oder
Gewerbegebiete und endet bei der Frage der Verkehrsführung. Hier sind noch
viele Baustellen vor uns: Da ist das Schiefbahner Dreieck, deren Vor- und
Nachteile heftig umstritten ist. Wir Grünen wollen ein ergebnisoffenes
Verfahren, daher unser Antrag zu Sperrvermerk. Einen Kreisverkehr braucht
man dort nur, wenn man die Schiefbahner Nordumgehung dort anschließen
will. Ansonsten sind auch Alternativen denkbar. Das spart Geld, schafft
die notwendige Verkehrssicherheit und wäre schnell und unabhängig von den
Bauplänen umsetzbar.

Schule und Soziales:
Mit der Neuordnung der Willicher Schullandschaft besteht aus Sicht der
Grünen weiterhin Investitions- und Handlungsbedarf im Schulbereich. Die
Inklusion muss weiterhin auch mit dem notwendigem Personal begleitet
werden und da wo es Nötig ist müssen auch Investitionen getätigt werden.
Wir begrüßen daher die Überlegung der Anderen Fraktionen ab 2016 30.000 €
für alle Schulen als Position für kleinere Investitionen zur Verfügung zu
stellen. Wir begrüßen auch, dass die Verwaltung bei der neuen Gesamtschule
den Investitionsbedarf ermittelt und die notwendigen Mittel einstellen
will.

Aufgaben 2015
Lasen Sie mich zum Schluss noch einen Ausblick auf die Aufgaben 2015 werfen:
(Der Kämmerer kennt das schon mit dem Blick in die Glaskugel)
Wir werden – vorausgesetzt der Haushalt wird heute beschlossen – im März
einen rechtskräftigen Haushalt haben. Bis dahin wird sich schon zeigen, ob
die Risiken, die der Kämmerer beschrieben hat, zumindest was die
Konjunkturelle Entwicklung und die Steuereinnahmen betrifft, eintreffen
dürften. Dann wäre der Haushalt Makulatur. Anderweitig können wir uns
nicht zurücklehnen:
Die Verwaltungsreform muss nach fast 20 Jahren kritisch überprüft,
gegebenenfalls neu justiert und vielleicht auch in Teilen neu gedacht
werden. Das kostet Zeit, einen langen Atem und viel gemeinsames Arbeiten.
Nutzen wir die Zeit um unsere Stadt Willich fit für die Zukunft zu machen.
Verwaltungsprozesse effizienter und bürgernäher zu machen und den in der
letzten Ratsperiode begonnenen Prozess der Zieldefinitionen für die Stadt
fortzusetzen.
Ich Wünsche Ihnen und Ihren Familien wie den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern eine schöne Weihnachtszeit und eine Gutes neues Jahr 2015.