15. September 2023: Claudia Poetsch hat als 2. Stv. Bürgermeisterin das Grußwort der Stadt für die 9. Willicher Praxistage Geothermie gesprochen.
Die Rede von Claudia Poetsch:
Ich darf Sie sehr herzlich begrüßen in Namen der Stadt Willich zu den 9. Willicher Praxistagen.
Lassen Sie mich einen Hinweis zu dieser Veranstaltung vorwegschicken: Die Willicher Praxistage Geothermie sind etwas Besonderes und überregional bekannt und anerkannt.
Die Willicher Praxistage Geothermie finden jeweils an zwei Tagen statt. Der erste Tag ist als Fortbildungstag den Fachleuten aus den Genehmigungsbehörden vorbehalten. Der heutige zweite Tag steht Architekten, Energieversorgern und allen interessierten Bürgerinnen und Bürger offen. Mir ist es deshalb ein Bedürfnis darauf hinzuweisen, weil das bedeutet, dass Sie hier ausnahmslos auf fundierte, fachliche und höchst aktuelle Expertise treffen. Und zum anderen seien Sie beruhigt;
Sie werden heute nicht durch sehr tiefgründige fachspezifische Fragen abgehängt und es gibt hier heute auch keine Vorträge in Fachchinesisch, die man als Nichtfachfrau oder -mann nicht versteht.
Meine Damen und Herren, die Praxistage im vergangenen Jahr standen bereits unter dem Eindruck des brutalen Angriffskrieges auf die Ukraine. Zuvor hatte uns die Corona-Pandemie aufgezeigt, wie fragil die globalen Lieferketen sind. Wie abhängig unsere Wirtschaft in vielen Bereichen von der ukrainischen Wirtschaft ist wurde uns allen im Laufe des vergangenen Jahres richtig bewusst.
Der Transformationsprozess zur Energiegewinunng, weg von fossiler hinzu erneuerbarer Energie, hat seit Kriegsbeginn zwar deutlich an Intensität gewonnen, jedoch müssen Hersteller, Zulieferer und Handwerksbetriebe immer noch vielfach mit Materialengpässen umgehen und vor allem auch mit dem spürbaren Fachkräftemangel.
Man mag mit unserer Bundesregierung hadern und in Teilen unzufrieden sein, aber ich möchte an dieser Stelle doch einmal das Bewusstsein darauf lenken, dass in kürzester Zeit, ohne Blaupause eine Gasmangellage erfolgreich gemanagt wurde. Ein LNG-Terminal zur Übernahme von Flüssiggas ist in Rekordzeit geplant, gebaut und in Betrieb genommen worden, um die Gasversorgung für uns alle abzusichern. Wir haben es geschafft und damit war zunächst für Entspannung gesorgt, aber damit ist für uns längst keine Energiesicherheit auf unbestimmte Zeit geschaffen. Führen Sie sich vor Augen, aus welchen Ländern das Flüssiggas importiert wird. Unter welchen Produktionsbedingungen (Fracking) es zum Teil gewonnen wird und in welchen neue Lieferabhängigkeiten wir uns begeben haben bzw. begeben mussten.
Meine Damen und Herren, dass kann nur eine Übergangslösung sein und uns muss klar sein, dass es nur einen Weg geben kann – wir müssen die Energieträger nutzen, die uns in unserem Land bzw. in Europa zur Verfügung stehen.
Deutlichen Rückenwind gibt es hierfür ganz aktuell auch durch die neue EU-Richtlinie für erneuerbare Energien, die vom Rat angenommen wurde. Das europäische Ziel für erneuerbare Energien wird damit von 32% auf 45% in 2030 deutlich angehoben. Das bedeutet eine Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien gegenüber dem erreichten Stand in 2021 von knapp 22%. Damit werden Klimaziele verfolgt, einerseits – aber eben genauso die Unabhängigkeit von Energieimporten vorangebracht.
Für uns Endverbraucher, Mieter und Vermieter stellt sich natürlich die Frage, kann ich mir das überhaupt leisten? Gerade jetzt, wo alles deutlich teurer geworden ist.
Aber müssen wir dann nicht auch ehrlich sein und uns auch die Fragen stellen, was wird der Kubikmeter Gas in 10 Jahren kosten oder ein Barrel Öl in 20?
Ich freue mich daher sehr, und an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an die Organisatorinnen und Organisatoren, dass Sie die Willicher Praxistage Geothermie auch in diesem Jahr wieder möglich gemacht haben.
Vielen Dank für die Auswahl und die Aktualität der Vortragsthemen. Und vielen Dank an alle Vortragenden, dass Sie sich die Zeit heute für uns nehmen, um uns an Ihrem Fachwissen teilhaben zu lassen und um hoffentlich mit der, ich nenne sie jetzt mal „Gerüchteküche“, ordentlich aufzuräumen.
Auf dem Programm stehen Basics, wie aktuell Fördermöglichkeiten und Planung von Geothermieprojekten, bis zu Themen, wie Kommunale Wärmeplanung und Gebäude-Energie-Gesetz. Aber auch zum Thema Umweltverträglichkeit der Kühlmittel gibt es heute Informationen.
Es gibt auch eine Fortsetzung aus dem vergangenen Jahr zu Herausforderungen mit Bestandsgebäuden, mit dem Thema „Wärmepump und Heizkörper, geht das?“. Sicherlich ein spannendes Thema für alle, die vor der Frage stehen geht oder lohnt sich das mit einem Haus überhaupt.
An dieser Stelle möchte ich Sie ermuntern, stellen Sie im Anschluss an die Vorträge Ihre Fragen. Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten und das kann ich wohl für den heutigen Tag ausschließen!
Das gilt auch ganz besonders für die Praxisvorführung heute Nachmittag: Fragen Sie!
Sehr gespannt bin ich als Kommunalpolitikerin auch auf die Praxisbeispiele zum Thema „Kalte Nahwärmenetze“, die sicher eine wichtige Rolle in der Kommunalen Wärmeplanung auch hier bei uns in Willich spielen werden.
Meine Damen und Herren, Helmut Schmidt soll einmal gesagt haben „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“. Ich sage, man braucht Visionen, um optimistisch zu sein, um Orientierung zu haben, entscheidungsfähig zu werden und mutig zu sein, etwas Neues auszuprobieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen interessanten Fachtag, hilfreiche Kontakte und inspirierende Gespräche.
Vielen Dank.