Kultur trotz Corona – da kann ich ein Lied von singen (Gastbeitrag)

© Leo Kammer

Ich bin Schauspielerin und Sängerin und das auch noch freiberuflich. Da ist so eine ausgewachsene Pandemie, nicht nur wirtschaftlich gesehen, ein regelrechter Super-GAU.

Theater zu. Bühne leer. Zahlendes Publikum adé! Da mussten wir – meine Kulturschaffenden-Bubble und ich – uns ganz schön was einfallen lassen, um nicht durchzudrehen bzw. um wenigstens ein bisschen sichtbar zu bleiben und vielleicht sogar ein wenig Geld zu verdienen.Das fing an mit Musikvideos aus dem »Homeoffice« und Konzerten vor Autos während des ersten Lockdowns und ging dann weiter mit Open-Air-Theater vor 40 Leuten, bis es Mitte Oktober dafür zu kalt wurde.

Theater am Schlachthof Neuss (tas-neuss.de)
Foto: Dennis Prang (TAS CC BY-SA 40)

Im zweiten Lockdown produzierte ich zum ersten mal in meinem Leben Hörspiele, entwickelte ein digitales, interaktives »Zuhausical« für Familien, erlebbar via Zoom, und gab mein erstes Streaming-Konzert. Man sieht also: Wer nicht technikaffin ist, oder – wie ich – mit einer solchen Person zusammenlebt, hatte es sehr schwer.
Glücklicherweise habe ich ein verlässliches Netzwerk von Menschen und ein künstlerisches Umfeld, das sich von Anfang an dazu entschlossen hatte, sich nicht entmutigen zu lassen, sondern das Wenige zu machen, was möglich war. Auch wenn sich viele alternative Konzepte wie Kompromisse anfühlten, die mit dem normalen Alltag eines Bühnenmenschen nicht zu vergleichen waren, haben wir in den vergangenen eineinhalb Jahren dennoch viele Kinder und Erwachsene erreichen und glücklich machen können, denen unsere Vorstellungen mindestens genauso gefehlt haben wie uns.

Auch waren die finanziellen Hilfen des Landes NRW in Form von Stipendien für Künstler:innen eine große Erleichterung. Meine Hoffnung ist riesengroß, dass wir bald wieder das Theater öffnen, die Bühne füllen und das hoffentlich zahlungskräftige Publikum in unsere Stuhlreihen bitten können.
Bis dahin spare ich mir lieber das Meckern – das kostet zu viel wertvolle Energie – und mache einfach weiter.