Die Kultur braucht uns jetzt

Claudia Poetsch bei den Schlossfestspielen Neersen

Die Kulturszene ist durch die Corona-Pandemie stark gebeutelt. Viele Kulturschaffende lebten bereits vor der Pandemie nicht im Überfluss und leben jetzt am Existenzminimum. Finanzielle Hilfen wie in anderen Branchen gibt es nur spärlich. Deren Auszahlung ist häufig mit hohen Hürden verbunden.

Corona und die Kultur – das funktionierte selbst im vergangenen Sommer, als kein strikter Lockdown herrschte, nur mit Kompromissen. Hygienekonzepte mussten gefunden, aufgestellt und in die Praxis umgesetzt werden. 

Vorgehensweisen, die vor März 2020 wohl niemand mit einem Theater oder einer Bühne in Verbindung gebracht hätte. Trotz aller Bemühungen blieb ein großes Problem: Die Wirtschaftlichkeit. Selbst mit funktionierendem Hygienekonzept ist es nur schwer möglich, nicht defizitär zu arbeiten. 

Auch vor der Pandemie wurden daher (richtigerweise) viele Kulturprojekte gefördert. Kultur ist eben mehr als nur Freizeitgestaltung und Zerstreuung. Ihre Rolle und Bedeutung für unsere offene Gesellschaft und demokratische Ordnung dürfen nicht unterschätzt werden. 

Es ist unfassbar bitter, aber im Angesicht der pandemischen Lage vollkommen richtig, dass auch in diesem Bereich Einschränkungen gelten. Künstler:innen und Kreative können durch Hilfsprogramme und Spenden unterstützt werden. Wir müssen uns allerdings die Frage stellen, wie wir sicherstellen können, dass die Kulturszene weiterlebt. 

In Willich wurden die Schlossfestspiele 2020 durch den »Kultursommer« ersetzt. In diesem Jahr werden unter dem Motto »Jetzt erst recht!« hoffentlich wieder Schlossfestspiele in einem größeren Umfang stattfinden. Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Auf digitalem Weg werden Konzerte und Veranstaltungen wie das Kabarett des Stadtarchivars Udo Holzenthal im vergangenen Jahr ins Netz übertragen. Und das ist richtig so! 

Kunst und Kultur brauchen eine Plattform, die wir bieten müssen. Die Sehnsucht nach Live-Veranstaltungen ist natürlich groß. Wenn diese wieder möglich sind, muss jedoch auch noch jemand übrig sein, der:die sie auf der Bühne mit Leben füllt. 

Sicher ist: die Pandemie wird die Kulturszene sowohl inhaltlich als auch strukturell nachhaltig beeinflussen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass sie danach noch genauso reichhaltig ist wie zuvor. Als selbstverständlich sollten wir Kunst und Kultur nie ansehen.