Moussa – Ein Leben als anerkannter Geflüchteter in Willich 19. April 2020 Das erste Mal begegnen wir Moussa, 22, bei Brigitte Lamm und ihrer Familie in Wekeln. Aufgeregt und fast ängstlich begrüßt er uns sehr höflich. Die Bitte, nicht von vorne fotografiert zu werden, respektieren wir natürlich. Auch wird schnell klar, das ehrenamtliche Engagement für Geflüchtete liegt längst nicht nur bei Frau Lamm. Sie hat die volle Unterstützung ihres Mannes und der Kinder. Moussa ist hier mittlerweile weit mehr als nur ein Gast. Ehrenamtlerin Brigitte Lamm unterstützt Geflüchtete beim «Arbeitskreis Fremde in der Stadt Willich e.V.» beim Erlernen der deutschen Sprache. Hier lernte sie auch Moussa kennen, der ihr schnell durch gute Fortschritte und Ehrgeiz auffällt. Und nach behutsamer Annäherung erfährt sie mehr über sein Leben und die Flucht nach Europa. Aufgewachsen in Guinea, Westafrika, musste er im Alter von 16 Jahren bei einem «Freund» der Familie leben. Seine Mutter ist schon verstorben. Der Aufenthaltsort des Vaters ist nach dessen Festnahme unbekannt. Leider wird er bei diesem «Freund» an den Füßen gefesselt und schwer misshandelt. Irgendwann konnte er sich einem Nachbarn anvertrauen. Dieser half ihm, das Land zu verlassen.Unter starken Schmerzen durch die Misshandlungen (diese bereiten ihm bis heute Probleme) begann seine anstrengende, dreimonatige Flucht. Zwischen Guinea und Willich liegen etwa 6.300 Kilometer. Über Mali und Algerien kam er nach Marokko. Hier ging es in 12 Stunden per Boot über das Mittelmeer nach Spanien. Er musste miterleben, dass es nicht alle Flüchtenden schafften. Ein Nachbarboot kenterte, Menschen starben.Als illegaler Einwanderer wurde er in Spanien zunächst verhaftet. Nach seiner Freilassung ermöglichte ihm ein Freund schließlich die Weiterreise nach Deutschland. Das erste Ziel war Köln. Im Mai 2018 erfolgte dann die «Umverteilung» nach Willich. Das Katharinen-Hospital war die erste Unterkunft. Dann folgte die Unterbringung im «Moltkedorf». Moussa im Gespräch mit Brigitte Lamm und Andrea Kiontke Das Zusammenleben in einem Container mit drei fremden Männern und die außerhalb gelegenen sanitären Anlagen machten diese Zeit für Moussa sehr schwer. Aber er zeigte auch hier wieder Eigeninitiative und beschaffte sich selbst eine kleine Wohnung in Neersen. Bei der Einrichtung konnte er sich auch wieder der Unterstützung von Brigitte Lamm und ihrer Familie sicher sein. Heute ist er «sehr glücklich». Er hat mittlerweile den Status «anerkannter Flüchtling» und macht aktuell eine Ausbildung zum Berufskraftfahrer. Probleme gibt es immer mal in Sachen Bürokratie. Da kommt selbst Familie Lamm mitunter an ihre Grenzen. Er wünscht sich eine bessere ÖPNV-Verbindung. Die Fahrt zur Berufsschule nach Grevenbroich ist eineechte Herausforderung. Kontakt zum Vater und der Schwester (sie lebt zurZeit mit einem Studentenvisum in Waldbröl) hält er überwiegend per Handy. Für seine Zukunft wünscht er sich einen sicheren Arbeitsplatz, um nicht mehr vom Jobcenter abhängig zu sein. Und natürlich Familie und Freunde. Bisher hat er nur positive Erfahrungen mit den Menschen in seiner neuen Heimatstadt Willich gemacht. Lieber Moussa, wir wünschen dir, dass dies so bleibt und bedanken uns herzlich für dein Vertrauen.