Glyphosat – und kein Ende!

Wissen Sie, wer der größte Einzelabnehmer von Glyphosat in Deutschland ist? Die Deutsche Bahn! 93 Prozent der Gleisanlagen der Deutschen Bahn werden mit Herbiziden zur «Chemischen Vegetationskontrolle» besprüht*. Ausgenommen sind nur Gleisanlagen in Wasserschutz- und Naturschutzgebieten.

Da in Deutschland die Pestizidnutzung grundsätzlich nur auf landwirtschaftlich, gärtnerisch oder forstwirtschaftlich genutztem Kulturland erlaubt ist, erteilt das Eisenbahnbundesamt jedes Jahr eine Sondergenehmigung. Das hat zur Folge, dass rund 63.000 Gleiskilometer in einem Bereich von sieben Metern rings um die Bahntrasse mit jährlich rund 67 Tonnen glyphosathaltigen Chemikalien besprüht werden.
Durchgeführt werden diese Maßnahmen durch Dienstleister wie zum Beispiel das Unternehmen «Bayer CropScience», das seit 1983 mit eigenen Spritzzügen einen großen Teil der «Vegetationskontrolle» für die Deutsche Bahn durchführt. Das Umweltamt der Stadt Düsseldorf findet seit Jahren in den Brunnen entlang der Bahnstrecken Rückstände der zur Unkrautbekämpfung eingesetzten Chemikalien. So zum Beispiel den als «wahrscheinlich krebserregend» eingestuften Wirkstoff Diuron.

Nach Bekunden der Bahn ist der Einsatz glyphosathaltiger Herbizide «im Moment noch alternativlos» und aus Sicherheitsgründen unverzichtbar. Diese Aussage kann sich aber eigentlich nur auf die Kosten beziehen. Alternativen gibt es: zum Beispiel die Reduzierung der eingesetzten Menge durch eine Umstellung von einem einjährigen auf einen zweijährigen Spritzturnus.

Oder das Angebot der Schweizer Firma «Zasso», Unkrautvernichtung durch ein Stromverfahren zu betreiben. Es gäbe auch die Möglichkeit, das Schotterbett komplett zu reinigen. Derzeit findet das alle 25 Jahre statt und wäre dann ohne Chemie alle 10 bis 15 Jahre nötig. Bis 2022 sind die glyphosathaltigen Mittel in Deutschland noch zugelassen. Mal sehen, wie mächtig die Glyphosatlobby ist und ob weitere Sondergenehmigungen über das Jahr 2022 hinaus ermöglicht werden. Jedenfalls will die Deutsche Bahn nach eigenem Bekunden künftig deutlich weniger Glyphosat einsetzen. Sie strebt einen schrittweisen Ausstieg bis 2023 an. Bleibt die Hoffnung, dass den Ankündigungen wirklich Taten folgen und die Deutsche Bahn sich doch noch zum grünen Vorzeigeunternehmen entwickelt

* Quelle: Der Spiegel Nr. 36/2019