Auf Dauer kann die massenhafte illegale Nutzung des landwirtschaftlichen Weges „Am Klapptor“ zwischen Wekeln und Niederheide so nicht hingenommen werden. Darin waren sich alle im Rat vertretenen Fraktionen einig und stellten daher Ende 2016 einen gemeinsamen Antrag mit den Zielen: die tatsächliche Nutzung feststellen, Möglichkeiten der Schaffung einer legalen Verbindung, Untersuchung der Auswirkungen bei einer möglichen Sperrung der Strecke durch Abpollerungen.
Das Ergebnis wurde im März 2018 durch das beauftragte Verkehrsbüro PTV im Planungsausschuss vorgestellt. Im Wesentlichen ergab die Verkehrszählung einen täglichen Verkehr von ca. 950 Fahrzeugen in Richtung „Am Klapptor“ (zzgl. 350 in Richtung Kückesweg). Dies führte zu drei Trassierungsvorschlägen, die sich nur durch die Anbindung im Süden unterschieden. Die Kosten hierfür wurden je nach Variante mit 3 bis 3,4 Millionen Euro prognostiziert.
In einem ersten öffentlichen Bürgertermin in Niederheide stellte die Fraktion der GRÜNEN die wesentlichen Ergebnisse des Gutachtens vor und zur Diskussion. Eine deutliche Mehrheit der Anwesenden befürwortete die komplette Sperrung der Strecke. Was wohl auch daran lag, dass sich überwiegend unmittelbare Anwohner des betroffenen Bereiches eingefunden hatten. Im Vordergrund der Diskussion stand aber vor allem der Naturschutz und weniger das persönliche Eigeninteresse. Doch ganz so eindeutig ist die Situation nicht zu bewerten. Zunächst einmal muss man feststellen, dass die vorgenannten Fahrzeugverkehre ja nun mal da sind und damit offensichtlich ein Bedarf für diese Fahrten besteht. Wenn diese auf der bisher genutzten Trasse nicht mehr fahren können, werden sie auf Alternativrouten ausweichen.
Im Gutachten wurde hierzu am Ende auftragsgemäß ebenfalls kurz Stellung genommen: Bei einer Sperrung „Am Klapptor“ entstünde demnach bei der Fahrt durch Schiefbahn ein rund 3,6 km längerer Umweg, der zudem sieben zusätzliche Fahrminuten benötigt. Die betroffenen Straßen in Schiefbahn (u.a. Hochstraße, Albert-Oetker-Straße) sind jetzt schon stark belastet. Täglich verkehren hier rund 9.000 Fahrzeuge (Stand 2009). Zudem wohnen dort wesentlich mehr Menschen als im Bereich westlich von Wekeln.
Jeder kann sich mit den vorliegenden Zahlen leicht ausrechnen, dass sich die zu fahrenden Umwege pro Jahr (nur Montag bis Freitag gerechnet) auf eine Strecke von rund 900.000 km aufsummieren; dies mit den damit verbundenen Lärm- und Abgasbelastungen sowie zusätzlichen Unfallrisiken.
Die zusätzlichen Fahrzeiten für Willicher Bürgerinnen und Bürger (Besetzung von 1,3 Personen je Fahrt angenommen) würden rund 37.400 Stunden pro Jahr ergeben. Neben dem Zeitverlust entspricht dies einem volkswirtschaftlichen Aufwand von ca. 1,9 Millionen Euro pro Jahr (Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft zum BIP pro Arbeitsstunde).
Die Aufgabe der Politik ist es, das Gesamtwohl aller Willicher Bürgerinnen und Bürger, und nicht nur ggf. auch nachdrücklich vorgetragene Einzelinteressen, im Auge zu behalten. Und auf Basis aller Fakten ist abschließend sorgfältig abzuwägen. Natürlich tun insbesondere wir GRÜNE uns schwer mit Straßen in Grünflächen, aber Naturschutz und Gesundheitsschutz der Bürgerinnen und Bürger bedeuten nicht nur Grünflächen zu erhalten, sondern auch z.B. unnötige Abgase, Lärmemissionen und Energieverbräuche zu vermeiden.
Die Diskussion und Abwägung hat daher erst begonnen; für eine abschließende Beurteilung und Entscheidung ist es noch viel zu früh. Aus Sicht der GRÜNEN müssen zuerst die Fakten noch weiter verdichtet werden. So ist z.B. unbedingt noch näher zu klären, welche Quell- und Zielorte der Verkehr „Am Klapptor“ tatsächlich hat und welches Anziehungspotential eine neue Trasse haben würde. Auch sollte die Durchfahrt „Am Klapptor“ auf Probe gesperrt werden, um die real entstehenden Verkehrsverschiebungen messen zu können (wobei auch Auswirkungen des zwischenzeitlichen Ausbaus der Anschlussstelle Münchheide beachtet werden müssen). Erst danach kann entschieden werden, welche Lösung tatsächlich für das gesamte Stadtgebiet Willich die beste ist.
Keine Lösung für die Politik ist es, vorschnell auf einen Zug aufzuspringen in der Hoffnung, damit bei der Bevölkerung „punkten“ zu können. Wir GRÜNE werden uns daran jedenfalls nicht beteiligen, sondern uns für eine sachgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema stark machen.
Und am Ende bleibt der Hinweis: Nur eine nicht mit dem Pkw gefahrene Strecke führt zu einer echten Reduktion der Verkehrsbelastungen für alle! Und wenn schon Pkw, dann wenigstens so umweltverträglich wie möglich!