Zwischen Windelwechsel, Kinderbespaßen und Notbetreuung in der Kita abends noch ehrenamtlich politische Arbeit leisten? Zu Zeiten, die in vielen Familien kritisch sind (Abendessen und Schlafenlegen)? Ist das machbar? Ein Erfahrungsbericht.
Ich bin Agnes Ortmanns, Mutter von zwei Kindern und Ratsmitglied.
Herbst 2020, Wahlkampf mitten in der Pandemie. Verteilen von Sonnenblumen, Stiften, Kreide und vielem mehr, Bemühungen, die Wählerinnen und Wähler von unserem Wahlprogramm und unserer Bürgermeisterkandidatin zu überzeugen. Nach dem Wahlabend ist klar: Über die Reserveliste bin ich Teil des nächsten Stadtrats. Zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits schwanger mit dem ersten Kind.
Die folgenden Wochen und Monate sind spannend und aufregend, aber auch sehr anstrengend. Zuerst arbeite ich mich in die Themen des Stadtrats ein, danach in die Rolle als Mutter.
Als Ratsmitglied kann man sich im Stadtrat nicht vertreten lassen, in den meisten Fachausschüssen dagegen schon. Die Fraktion unterstützt mich gut und vertritt mich in den ersten Wochen nach Möglichkeit. Aufgrund der Coronapandemie finden die Fraktionssitzungen – in meiner Situation glücklicherweise – online statt. Das hilft mir sehr. Stillen, Windelwechsel und abendliche Schreiphasen sind (mit hochwertigen Kopfhörern) in dieser Phase mit der politischen Arbeit gut zu vereinbaren.
Die Präsenzsitzungen dagegen machen mir zunächst Sorgen, ich nehme das erste Kind nicht mit zu diesen Auswärtsterminen. Mit zunehmender Erfahrung als Mutter lernte ich jedoch immer besser abzuschätzen, wie lange ich fortbleiben konnte.
Im Sommer 2022 wurde ich ein zweites Mal Mutter. Dieses Kind nehme ich nun in den ersten Monaten zu fast jeder Sitzung mit. Trage und Schnuller sind meine stetigen Begleiter, leider aber auch die Sorge, der Kleine könnte eine neue Windel brauchen. Neuerdings gibt es auch im Schloss Neersen eine eigens dafür geschaffene Wickelmöglichkeit.
Fazit: Ganz ohne Unterstützung geht es bei mir allerdings nicht. Neben meinem Mann helfen bei Bedarf auch einmal Familie, Freunde und die Babysitterin.