Artensterben 10. April 202223. März 2022 © Kerstin Langenberger Schon vor 30 Jahren wurde der Verlust der Artenvielfalt (Biodiversität) beschrieben und beklagt, und dass die hieraus entstehenden Schäden irreparabel sind. Geschehen ist allerdings so gut wie nichts. Das große Thema Artensterben wird in Öffentlichkeit und Politik immer noch nur als Randerscheinung behandelt und muss sich immer den Forderungen für ein vermeintlich wohlstandsförderndes Wirtschaftswachstum unterordnen. Aber das Artensterben ist nicht »die kleine Schwester« der Klimakrise! Wir müssen endlich begreifen, dass am Ende auch unser Leben als Menschen auf dem Spiel steht. Nach dem Aussterben der Dinosaurier hat das sechste Massensterben in der Geschichte unseres Planeten längst begonnen. Die Auswirkungen des rasant zunehmenden Artensterbens fallen auf uns Menschen zurück und gefährden unsere Existenz. Gerne bezeichnen wir uns als »Krone der Schöpfung«, und tun so, als würden wir über der Natur mit all ihrer Vielfalt stehen. Wir nutzen, beobachten und pflegen sie – aber wir haben das Bewusstsein dafür verloren, dass wir ein Teil davon sind. Biodiversitäts- und Klimakrise sind nicht zwei voneinander getrennt zu betrachtende Phänomene. Vielmehr verstärken sie sich dramatisch gegenseitig.Drei Viertel der Landflächen und zwei Drittel der Meere wurden bereits von Menschen umgestaltet und beeinflusst. Die Fläche von Städten hat sich seit 1992 verdoppelt, die Verschmutzung allein durch Plastik seit 1980 verzehnfacht. Anders als bei der Klimakrise kann es keine rein technologischen Lösungen zur Kompensation der dramatischen Verluste geben. Mit jeder verschwundenen Art reißt eine Verbindung in diesem so fein aufeinander abgestimmten und hochkomplexen Netz des Lebens ab. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten eine Million Arten ausgestorben sein. Wir sind dabei, die Bibliothek des Lebens unwiederbringlich zu vernichten. Damit verzichten wir auch auf Substanzen, mit denen wir in der Zukunft möglicherweise Medikamente herstellen könnten. Was passiert, wenn sich die Zerstörung von Ökosystemen gegen uns Menschen selbst richtet, zeigt uns gerade jetzt die Sars-Cov-2-Pandemie. Es gilt als erwiesen, dass ein Zusammenhang zwischen der Zerstörung von Lebensräumen und dem Ausbreiten von Infektionskrankheiten besteht.Klimakrise und Biodiversitätsverlust müssen als Querschnittsaufgaben in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen zusammengedacht werden. Bundespolitisch sind die Weichen so gestellt worden, dass die Themen Umwelt-, Klima- und Artenschutz in den Ministerien Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt maßgeblich mitgedacht werden. Damit diese Impulse auch vor Ort auf fruchtbaren Boden fallen, braucht es eine starke grüne Stimme auch im kommenden Landtag NRW.