Schullandschaft im Wandel

Schule wandelt sich. Wann jemals war das nicht so? Schule muss aber ihren zukunftssicheren Platz finden – vor dem Hintergrund der sich auch in Willich abzeichnenden demografischen Veränderungen und eines auf Vielfalt setzenden Wertewandels. Fassbar werden die Veränderungsprozesse in der Zunahme von Kindern und Jugendlichen mit Flüchtlingsgeschichte und von gehandicapten Schülerinnen und Schülern sowie dem Elternwillen bei der Schulwahl. Jenen Bedingungsfaktoren muss die Willicher Schulinfrastruktur Rechnung tragen. Und das am besten langfristig-nachhaltig zum Wohle aller Ortsteile, Eltern, Kinder, Lehrerkollegien und wem sonst noch; ein fast unmöglicher Spagat.

Sichtlich angekommen ist die Offene Ganztagsgrundschule in Willich. Nach dem PISA-Schock ins Leben gerufen, ist sie zum Standardinstrument der Nachmittagsbetreuung in der Primarstufe geworden. Es war ein langer, mühsamer und nicht immer kostengünstiger Lernprozess für alle Beteiligten. Heute steht sie exzellent da. Sie trägt modernen Modellen der Lebens- und Familienführung ebenso Rechnung wie einer veränderten Berufswelt. Gleichzeitig bleibt sie bezahlbar durch eine gerechte Beitragsstaffelung.

Wird es zur Schließung von Grundschulstandorten kommen? Dass alles auf ewig so bleiben wird wie heute, ist nicht ernsthaft anzunehmen. Sicherlich werden Ausdünnungen in der Versorgung stattfinden, auch wenn sie politisch derzeit nicht gewollt sind. Rechtlich und haushälterisch wird diese Frage vom Elternwahlverhalten abhängen. Unterhalb einer bestimmten Größe geht es irgendwann gesetzlich nicht mehr. Und ein im Unterhalt teures Gebäudeensemble dauerhaft „durchzuschleppen“ ist gegenüber zukünftigen Generationen unsolidarisch.

Ebenso muss man über Kurskooperationen der jeweils zwei Gesamtschulen und Gymnasien nachdenken. Im Jahr 2020 werden noch etwa 400 Schülerinnen und Schüler dort eingeschult: Rein rechnerisch 100 pro Schule. Wie daraus gut funktionierende Oberstufen mit breiten Fächerangeboten werden sollen, ist noch völlig nebulös. Hier müssen die Verantwortlichen in den Schulen über ihre Schatten springen und sich gemeinsam dem Bildungsauftrag stellen – jenseits schulideologischer Gräben und Vorurteile. Die Alternative zur Zusammenarbeit wäre ein mitunter ruinöser Konkurrenzkampf auf dem Rücken der Schülerinnen und Schüler.

Welche Schullandschaft werden wir in Willich am Ende des Jahrzehnts vorfinden? Politisch gewollt wohl eine mög-
lichst flächenhafte Versorgung über Anrath, Neersen, Schiefbahn und Alt-Willich hinweg – ganz im Sinne von „kurze Beine, kurze Wege“; die dann mit der Zeit auch länger werden. Zudem weitergehende Profilbildungen, die tendenziell sozialintegrativ ausgerichtet sein dürften und das potenzielle Erreichen aller Abschlüsse ermöglichen. Im Bereich der Sekundarstufe besitzt Willich mit zwei Gymnasien und zwei Gesamtschulen eine vorbildliche Struktur. Und die Nachmittagsbetreuung wird sich mit der Gesellschaft noch weiter verzahnen (müssen) – mit Sportvereinen, Kircheneinrichtungen, privaten Initiativen.

Insgesamt ist das ein lebendiger, positiver Ausblick. Stetige Impulse erhält dieser dynamische Prozess durch den Elternwillen. So entwickeln sich die Schulen in Willich gelebt demokratisch zu lokal definierten Mittelpunkten in unserer Gemeinde.